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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.03.2008


Kampf gegen Genitalverstümmelung in Deutschland
AVIVA-Redaktion

Anlässlich eines Treffen des Familienausschusses im Bundestag zum Thema Genitalverstümmelung, fordert Terre des Femmes die Bundesregierung auf, endlich zu handeln und macht dazu konkrete Vorschläge.




"Wir sind sehr enttäuscht, dass die große Koalition immer noch keinen Handlungsbedarf sieht. Leidtragende sind die 20.000 bereits von Genitalverstümmelung betroffenen Frauen und mindestens 4.000 gefährdeten Mädchen in Deutschland", so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes.

Terre des Femmes fordert von der Bundesregierung endlich konkrete Schritte im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland. Der Familienausschuss des Bundestages hatte sich am 12. März 2008 erneut mit dem Thema befasst. Eine Einigung unter den Fraktionen kam nicht zustande. Die drei von den Oppositionsparteien eingereichten Anträge zur Verbesserung der Situation betroffener Frauen und zum Schutz gefährdeter Mädchen wurden abgelehnt.

1997 fand die erste Bundestagsdebatte zu Genitalverstümmelung statt. Zehn Jahre später, im September 2007, lud der Familienausschuss im Bundestag Terre des Femmes zu einer Expertinnenanhörung. "Es ist ein Skandal, dass diese Menschenrechtsverletzung in Deutschland schon so lange ignoriert wird! Auch wenn dieses Thema kaum WählerInnenstimmen bringt, hat jedes Mädchen - egal welcher Herkunft - das Recht, unversehrt aufzuwachsen. Nach über zehn Jahren Debatten ist ein bundesweiter Aktionsplan längst überfällig", empört sich Christa Stolle.

Daher fordert Terre des Femmes:

mehr Beratungsangebote für Betroffene
Schulungen für ÄrztInnen, ErzieherInnen, LehrerInnen, MitarbeiterInnen von Jugendämtern, Polizei und Justiz
die Aufnahme von Genitalverstümmelung als eigenen Tatbestand ins Strafgesetzbuch
Aufklärungskampagnen für MigrantInnen
verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen für alle Kinder
Einrichtung eines bundesweiten Referenzzentrums mit Datenbank

Terre des Femmes ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, Einzelfallhilfe, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung unterdrückte Frauen unterstützt. Schwerpunktthemen sind u.a. Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung und Zwangsprostitution sowie die Rechte von Textilarbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Geschäftsstelle befindet sich in Tübingen.

Weitere Infos:
Terre des Femmes: www.terre-des-femmes.de

Weiterlesen auf AVIVA Berlin:

Schnitt in die Seele. Weibliche Genitalverstümmelung - Eine fundamentale Menschenrechtsverletzung (Hrsg. von Terre des Femmes)


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Beitrag vom 14.03.2008

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